Jubiläum
10 Jahre Offenes Herz Altenwalde – Eine Dekade gelebter Menschlichkeit
Unglaubliche zehn Jahre gibt es sie nun schon – die Flüchtlingsinitiative Offenes Herz Altenwalde (OHA). Was 2015 spontan in einer Bürgerversammlung begann, ist heute eine wichtige Säule im sozialen Engagement Cuxhavens. Rund 50 Ehrenamtliche engagieren sich regelmäßig im OHA – etwa die Hälfte von ihnen ist seit der ersten Stunde dabei.
Die Anfänge – eine spontane Welle der Hilfsbereitschaft
Am 27. Oktober 2015 drängten sich im Gemeindehaus zahlreiche Cuxhavener Bürgerinnen und Bürger. Sie wollten beraten, wie den Geflüchteten aus Kriegs- und Krisengebieten, die in der neu eingerichteten Notunterkunft (NUK) in der Altenwalder Kaserne untergebracht waren, geholfen werden könne.
Schnell war unter dem Dach der Ev.-luth. Kirchengemeinde Altenwalde die Flüchtlingsinitiative Offene Herz Altenwalde gegründet – ein Name, der Programm wurde.
Mit viel ehrenamtlichem Engagement entstand innerhalb weniger Tage ein tägliches Begegnungscafé, in dem die Geflüchteten Rat, Unterstützung und ein offenes Ohr fanden. Eine der ersten Fragen damals: „Wo bekommt man eigentlich Telefonkarten?“.
Sprache als Schlüssel zur Integration
Auch im Bereich Sprache und Bildung ist das OHA aktiv. Bereits in der Notunterkunft gab es ehrenamtlicher Sprachunterricht. Als dieKaserne geschlossen wurde, übernahm das OHA die Organisation der Sprachangebote. Heute bietet das OHA elf Sprachangebote an sechs Standorten – vom Alphabetisierungskurs bis zum Niveau C1.
Für vier der Kurse wird Kinderbetreuung angeboten – eine wichtige Voraussetzung, damit insbesondere Müttern teilnehmen können. Acht Sprachlehrer*innen und vier Kinderbetreuerinnen ermöglichen die kostenlosen und niedrigschwelligen Sprachangebote.
Dank zahlreicher Kooperationspartner – darunter die Freie Evangelische Gemeinde, das Abendroth-Gymnasium, das Bürgerzentrum Lehfeld, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Süderwischschule – können die Sprachangebote weit im Stadtgebiet verteilt stattfinden.
Soziales Engagement trifft Nachhaltigkeit – das SecOndHAnd-Kaufhaus entsteht
2017 wurde das SecOndHAnd-Kaufhaus gegründet – zunächst, um Geflüchteten den Zugang zu günstigem Hausrat zu ermöglichen.Doch von Anfang an war klar: Hier darf jede und jeder einkaufen. Menschen im Leistungsbezug erhalten bis zu 50 % Rabatt.
Der erste Laden mit 60 m² platzte schnell aus allen Nähten. 2018 zog das Team in den benachbarten ehemaligen Getränkemarkt mit 400 m² Fläche.
Die anfängliche Skepsis wich schnell Begeisterung – das Konzept ging auf. Selbst Ministerpräsident Stephan Weil ließ es sich 2019 nicht nehmen, das Projekt und das 25köpfige Team persönlich zu besuchen.
Als Erweiterung des Kaufhauses entstand die Möbelgruppe, die gut erhaltene Möbel an Menschen mit geringem Einkommen vermittelt – unkompliziert, direkt und nachhaltig.
Corona – eine harte Bewährungsprobe
Die Pandemie stellte das Kaufhaus vor große Herausforderungen. Geschlossene Türen, leere Kassen – und die bange Frage, ob das Projekt überleben würde. Erst das letzte Hilfspaket der Bundesregierung rettete das OHA-Kaufhaus. Doch auch die Corona-Zeit brachte neue Aufgaben: In kürzester Zeit wurden Stoffspenden organisiert, Masken genäht und verteilt. Über 4000 Masken wurden an Altenheime und Privatpersonen abgegeben – ein starkes Zeichen gelebter Solidarität.
Café Freundschaft – Ort der Begegnung für alle
Mit der Ankunft der Geflüchteten aus der Ukraine, wurde im März 2022 das Ukraine-Café ins Leben gerufen – als Treffpunkt,Informationsbörse und Ort des Ankommens.
2024 wurde daraus das Café Freundschaft, das Menschen aller Nationalitäten offensteht.
Jeden Dienstag wird bei Kaffee, Keksen und Gesprächen gemeinsam Deutsch geübt, gelacht und gelernt. Noch wünschen sich die Ehrenamtlichen mehr Cuxhavenerinnen und Cuxhavener, die vorbeischauen. Begegnung lebt schließlich vom gegenseitigen Interesse.
Unterstützung beim Ankommen im Arbeitsmarkt
Nach dem Ende des dreijährigen Berufspatenprojektes 2020 , gibt es nun endlich beim OHA wieder eine Unterstützung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Im Projekt Jobcoach erhalten Geflüchtete individuelle Beratung, Bewerbungsunterstützung und Begleitung beim Jobeinstieg. Denn leider zeigt die Erfahrung: Viele Geflüchtete finden trotz Qualifizierung keinen Job. Hier setzt das OHA an mit persönlicher Begleitung und konkreten Perspektiven.
Begegnung, Gemeinschaft, Weihnachten
Neben den großen Projekten organisiert das OHA immer wieder Begegnungsfeste, Sprachpartnerprogramme undUnterstützungsaktionen im Alltag.
Ein besonderes Herzensprojekt ist die jährliche Aktion „Weihnachtsfreude für alle Kinder“: Bis zu 300 Kinder aus Familien im Leistungsbezug dürfen sich einen Wunsch erfüllen – möglich gemacht durch viele Spenderinnen und Spender.
Ein Dank an die Ehrenamtlichen
Die letzten Jahre haben das OHA gefordert, aber auch neue, spannende Projekte und Aufgaben gebracht. Nach wie vor ist das Offene Herz Altenwalde ein Ort, an dem Menschen sich gerne engagieren. Sie bringen ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Herzen ein – und machen das OHA zu dem, was es ist: Ein Ort der Menschlichkeit, der Begegnung und des Miteinanders.
10 Jahre Offenes Herz Altenwalde – ein Jubiläum, das stolz macht.
Und ein Auftrag, der bleibt.